Presseerklärung zur Sondersynode der Ev.ref. Kirche in Bayern,
der Bezirkssynode des Synodalverbandes XI,
am 12. März 2022 in St. Martha, Nürnberg
Unterstützung für die Ukraine und für die weltweite Katastrophenhilfe
Die Synode des XI Synodalverbandes der Evangelisch-reformierten Kirche, zugleich Synode der Evangelisch-reformierten Kirche in Bayern hat auf einer Sondersitzung am 12. März angesichts des Krieges in der Ukraine sich der Stellungnahme ihrer Reformierten Landeskirche angeschlossen, den brutalen völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine verurteilt und eine weitreichende Unterstützung beschlossen.
Durch die Partnerschaft der reformierten Gemeinde München 2 erhielt die Synode auch einen unmittelbaren Eindruck vom Leid der Flüchtlinge. In der slowakischen Partnergemeinde in Lastomir werden in deren Räumlichkeiten Platz für 20 Flüchtlinge geschaffen und versorgt. Am Grenzübergang werden direkt Hilfsgüter verteilt und den Flüchtlingen beim Weiterzug geholfen.
Diese Arbeit der slowakischen Gemeinde unterstützt die Synode ebenso unmittelbar aus ihrem Flüchtlingsfonds wie die diakonische Arbeit der Diakonie in der Karpato-Ukraine. Zusätzlich werden alle Kirchengemeinden um Spenden und Kollekten zur Unterstützung der Diakonie-Katastrophenhilfe für die Ukraine gebeten. Darüberhinaus hat die Synode auch die weltweiten Folgen des Ukraine-Krieges in den Blick genommen – drohende Ernährungskrisen etwa auch in Afrika durch die Ernte- und Lieferausfälle der „Kornkammer“ Ukraine – und beschlossen, dass für alle beim Synodalverband eingegangenen Spenden für die Ukraine eine gleiche Summe aus einem neu gegründeten Sonderfonds bis zu einer Höhe von 50.000 Euro der weltweiten Arbeit der Diakonie-Katastrophenhilfe zur Verfügung gestellt wird. Im Herbst wird die Synode sich erneut treffen und gegebenenfalls über weitere unterstützende Massnahmen beraten.
Hier der Beschluss im Wortlaut:
Erklärung zum Angriff auf die Ukraine und Hilfe für Flüchtlinge
Die Synode beschließt:
- Die Synode der Ev.-ref. Kirche in Bayern / Synodalverband XI schließt sich der Erklärung des Moderamens der Gesamtsynode zum brutalen, völkerrechtswidrigen Angriff auf den souveränen Staat der Ukraine an (s. Anlage).
- Die Synode beschließt, die Arbeit der Diakonie in der Karpato-Ukraine (Berehowe) aus Mitteln des Flüchtlingsfonds mit 5.000 Euro zu unterstützen.
- Die Synode bewilligt den vorliegenden Antrag der Kirchengemeinde München 2 an den Fonds für Flüchtlingshilfe über 10.000 Euro (in zwei Tranchen zu je 5.000 Euro) zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit der Partnergemeinde Lastomir. Die 2. Tranche ist bei entsprechendem Bedarf auf Anforderung der Kirchengemeinde München 2 durch das Moderamen freizugeben.
- Da in der derzeitigen Situation mit weiterem akutem Bedarf von Mitteln aus dem Flüchtlingsfonds gerechnet werden muss, beschließt die Synode, dass Anträge von Kirchengemeinden zur Ukraine-Hilfe abweichend von der geltenden Richtlinie für die Zuweisung und Verwendung von Mitteln des Fonds für Flüchtlingshilfe nicht nur durch den Synodalausschuss, sondern bis zur Herbstsynode 2022 zeitnäher auch durch das Moderamen der Ev.-ref. Kirche in Bayern bewilligt werden können, sofern der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe vorab die Empfehlung zur Bewilligung gegeben hat.
- Die Kirchengemeinden werden gebeten, Spenden und Kollekten für die Betroffenen der Ukraine-Krise zu sammeln und mit dem Stichwort „Ukraine“ an die Ev.-ref. Kirche in Bayern weiterzuleiten. Die Ev.-ref. Kirche in Bayern wird die eingehenden Spenden und Kollekten mit der Zweckbindung „Ukraine“ an die Diakonie-Katastrophenhilfe weiterleiten. Die Synode beschließt, für das Jahr 2022 einen Sonderfonds in Höhe von 50.000 Euro zu gründen und als Teil des Nachtragshaushalts zu bewilligen. Die Mittel des Sonderfonds werden für die Arbeit der Diakonie Katastrophenhilfe verwendet, um in der Höhe der eingegangenen Spenden und Kollekten mit der Zweckbindung „Ukraine“ auch die weltweite Arbeit der Diakonie-Katastrophenhilfe zu unterstützen.
Zum Synodalverband XI gehören ca. 12.000 Mitglieder. Der Synodalverband ist ein Zusammenschluss der Evangelisch-reformierten Kirche in Bayern (ErKiB) mit 10 Gemeinden und den drei weiteren reformierten Gemeinden in Chemnitz-Zwickau, Leipzig und Stuttgart.
Seit dem Zusammenschluss mit der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland ist die Ev.-ref. Kirche in Bayern zusammen mit den drei Gemeinden gleichzeitig der elfte Synodalverband (Kirchenkreis) der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer. Diese wiederum ist eine der 20 Landeskirchen, die als Gliedkirchen der EKD angehören.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert Sperber, Öffentlichkeitsbeauftragter der ErKiB (Evangelisch-reformierte Kirche in Bayern)
Als Anlage die Presserklärung der Ev.-ref. Kirche:
Das kirchenleitenden Moderamen der Gesamtsynode hat am Mittwochabend, 2. März 2022, die folgende Erklärung zum russischen Angriff auf die Ukraine verfasst. Diese geht an alle Kirchengemeinden mit der Bitte, sie zu veröffentlichen und im Gottesdienst zu verlesen.
„Angesichts des brutalen, völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf den souveränen Staat der Ukraine stellen wir als Moderamen der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche in der heutigen Sondersitzung fest:
- Unser Gott ist ein Gott des Friedens. „Gott spricht: Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe. Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. (Jeremia 29,12) Jesus mahnt uns: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9).
- Das Moderamen verurteilt den Krieg gegen die Ukraine als einen eklatanten Bruch des Völkerrechts und einen Verstoß gegen das christliche Friedensgebot. An Russlands Präsidenten Wladimir Putin richten wir die Forderung, alle kriegerischen Handlungen sofort einzustellen.
- Das Moderamen ruft die Mitglieder unserer Kirche auf, in ihrem Beten nicht innezuhalten. Auch Beten heißt Frieden zu stiften.
- Das Moderamen unterstützt alle Maßnahmen in Deutschland, die den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine Hilfe und Unterstützung zukommen lassen.
- Im Fokus der Bemühungen der Kirchen in Deutschland muss zurzeit die Unterstützung der notleidenden Menschen in der Ukraine stehen. Die Evangelisch-reformierte Kirche stellt daher Zehntausend Euro für die Arbeit der Diakonie in der Karpatho-Ukraine (Berehowe) zur Verfügung.
- Vor dem Hintergrund der Drohung auch des Einsatzes atomarer Waffen bekräftigt das Moderamen den Beschluss der Gesamtsynode vom November 2021 zur Ächtung von Atomwaffen. „Der Einsatz von Atomwaffen ist ein Verbrechen. Daher fordern wir nicht nur deren Ächtung, sondern darüber hinaus ein Verbot des militärischen und politischen Einsatzes dieser Waffen sowie ein Verbot ihrer Herstellung und Weiterverbreitung.“Der aktuell von Russland ausgehende Krieg macht die Notwendigkeit, die Welt von Atomwaffen zu befreien, umso deutlicher.
- Trotz der aktuellen Bedrohungslage bringt das Moderamen seine Sorge zum Ausdruck, dass eine neue Spirale der gegenseitigen Aufrüstung beginnt. Ebenso befürchtet das Moderamen, dass der Krieg auf lange Sicht verhindert, dass die Staaten dieser Welt endlich gemeinsam nach Wegen aus den ökologischen und sozialen Krisen suchen.
Information zur Diakonie in der Karpatho-Ukraine
Die Evangelisch-reformierte Kirche und ihre Diakonie unterhalten seit vielen Jahren eine Partnerschaft zur Diakonie der Reformierten Kirche in der Karpatho-Ukraine. Deren Diakoniechef aus der Stadt Berehowe im Grenzgebiet zu Ungarn, Bela Nagy, berichtete aktuell, dass zehntausende Flüchtlinge in der Region erwartet würden. „Die Diakonie der Reformierten Kirche in Transkarpatien tut ihr Bestes, um die Not dieser Menschen zu lindern, und wir sind für jede Hilfe und helfende Hand dankbar.“ Dringend benötigt würden Lebensmittel, Decken sowie Baby- und Hygieneartikel.
3. März 2022
Ulf Preuß, Pressesprecher
Presseerklärung als pdf-Datei
Beitragsbild: fotoART by Thommy Weiss / pixelio.de