#WirSchickenEinSchiff – unter diesem Hashtag sammelte in den vergangenen Wochen das Bündnis United4Rescue Spenden für den Erwerb eines Schiffes zur zivilen Seenotrettung im Mittelmeer. Initiiert von der Evangelischen Kirche in Deutschland, schlossen sich dem Bündnis in kurzer Zeit viele weitere zivilgesellschaftliche Organisationen ein. Die Zusammenarbeit hat sich gelohnt: Innerhalb weniger Wochen konnten genug Spenden für den Erwerb des eheamligen Forschungsschiffes „Poseidon“ des Geormar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung gesammelt werden – auch der Synodalverband XI beteiligte sich im Zuge eines Beschlusses der Synode mit einer Spende. Nach einer feierlichen Schiffstaufe am vergangenen Donnerstag, 20. Februar, in Kiel, wurde das Schiff an die Seenotrettungsorganisation Sea Watch übergeben.
Sea Watch, selbst Mitglied des Bündnisses United4Rescue und direkter Kooperationspartner für das erste Projekt des Bündnisses, ist seit 2015 in der Seenotrettung aktiv und war seitdem an der Rettung von über 37.000 Menschen beteiligt.
Nach der Taufe durch die Vizepräsidentin des Landtags von Schleswig-Holstein Aminata Touré, führten Crewmitglieder von Sea Watch Interessierte durch das Schiff. Eine Besonderheit: Anders als bspw. auf der SeaWatch 3 wird es einen eigenen Rückzugsraum für Frauen und Kinder geben. Auch die Küche ist im Vergleich zur SeaWatch 3 dreimal so groß – wenn auch auf den ersten Blick kaum vorstellbar ist, dass in der wenigen Quadratmeter großen Küche im Fall einer Seenotrettung Essen für mehr als 200 Gerettete zubereitet werden kann. Derzeit wird das Schiff auf seinen Einsatz vorbereitet. Schon in dieser Woche wird es Spanien erreichen, wo weitere Umbauten erfolgen sollen. Dennoch machte der für die Dauer der ersten vier Einsatzwochen zuständige Arzt deutlich, dass auch nach dem Umbau lediglich die medizinische Erstversorgung gewährleistet werden kann. Er selbst habe erst vor wenigen Wochen das Medizinstudium abgeschlossen. Nun bereitet er sich auf seinen ersten Einsatz vor: Fleischwunden, Dehydritation, Schwangerschaften, Reanimationen – vor allem darauf seien sie eingestellt. Vor allem für Frauen, die auf der Flucht vergewaltigt wurden, bräuchte es jedoch schnell weit mehr als das, was an Bord gewährleistet werden kann.
Bei der Führung durch das Schiff wird die tatkräftige Entschlossenheit der Crew spürbar, ihr einfühlsamer Blick für die Bedürfnisse der Geretteten – verbunden mit einer beeindruckend durchdachten Organisation des Einsatzes.
Mit Blick auf die mit dem Schiff verbundene Hoffnung auf die Rettung von Menschenleben, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm: »Mit der heutigen Schiffstaufe und dem Auslaufen der „Sea-Watch 4“ in wenigen Tagen setzen das Bündnis United4Rescue und mit ihm alle Partner und Förderer die Ankündigung „Wir schicken ein Schiff“ nun in die Tat um. Schiff und Crew werden hoffentlich schon bald Menschenleben im Mittelmeer retten. Dabei können sie weiter auf die Unterstützung vieler engagierter Christinnen und Christen zählen. „Man lässt keine Menschen ertrinken.“ Hinter dieser Überzeugung steht ab sofort nicht wie bisher ein Punkt, sondern mit der „Sea-Watch 4“ ein weithin sichtbares Ausrufezeichen.«
Fabian Brüder (Text und Fotos)